Arthur
Willibald Königsheim
Reformer und Begründer der europaweit einzigartigen Villenkolonie Blasewitz
Blasewitz
ist eine europaweit einzigartige Villenkolonie.
Schon Gebäude und Gartenarchitektur allein belegen bei Vergleichen die
zugegeben anspruchsvolle Hervorhebung. Blasewitz wurde - das kommt hinzu - zu
einem Sammelbecken relativ zahlreicher Menschen von in voller Breite
kulturhistorischer Bedeutung. Fünf Merkmale in Wechselwirkung waren für das
Zustandekommen dieser Besonderheit maßgebend:
-
die lieblich anmutende Lage in der linkselbischen Talaue vor den Loschwitzer Hängen,
- aber
auch der karge Boden des uralten Flussbettes,
- die
Prosperität (Wirtschaftsblüte) während der Gründerjahre,
- das
in Blasewitz überwiegend angesiedelte Bildungsbürgertum
- und
nicht zuletzt das Organisationstalent des Arthur Willibald Königsheims, des
Reformers und Begründers von Waldpark und Villenkolonie.
Wer
sich intensiv mit Blasewitz befasst, wird unvermeidlich mit dem Beförderer des
Blasewitzer Schul-, Verkehrs- und Bauwesens konfrontiert. Geehrt wird er ohnehin
gleich dreimal, nämlich mit der Benennung des Königsheimplatzes (seit Mai
1921), dem Gedenkstein im Waldpark (1888 am Vogesenweg) und der Königsheimvilla
(sein Wohnhaus von 1863 an, Goetheallee 4). Ehemals gab es noch ein
Bronzebildnis Königsheims von Robert Henze an der Brunnenanlage des
Europabrunnens (Königsheimplatz). Das Grab befindet sich auf dem
Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz.
Arthur
Willibald Königsheim, geboren am 18.März 1816 in Dresden, gestorben 17. März
1886 in Dresden, hatte in Leipzig Rechtswissenschaften studiert und war von 1857
bis 1884 in Dresden als Beamter tätig; Geheimer Regierungsrat im Sächsischen
Innenministerium. Seine
reformerische Idee zu Schaffung der Wohnkolonie und des Waldparks kam ihm schon
1863, als er mit der Familie in sein neu errichtetes klassizistisches Haus an
der Flurgrenze von Blasewitz gezogen war. Hier in der einstigen Prinzenaue, am
ehemaligen Reitweg der Wettiner, später Emser-Allee 17, begann Königsheims
unermüdliches Wirken für die Gemeinde, setzte er vor allem den Gedanken zur
Symbiose unmittelbaren Wohnens in der Natur bei Walderhaltung trotz Besiedlung
in Gang und die Tat um. Die Idee entstand angeregt durch neue medizinische
Erkenntnisse im Kampf gegen Seuchen und frühes Sterben sowie durch sein Wissen
um Planungsvorhaben wie Pferdebahn, Dampfschifffahrt und um begonnene
weitgreifende demographische Veränderungen (Vergrößerung der Stadt und der
Ortschaften um die Stadt).
Gemeinsam
mit dem 1869 von ihm gegründeten Waldparkverein wandelte er Blasewitz im
Widerstand zum Spekulantentum zu einer Villenkolonie mit offener städtebaulicher
Struktur. Nahe der Stadt, in Naturumgebung, bei gesunder Luft und Ruhe wurde
hier das einzigartige Wohnen in Villen für vor allem eine elitäre Schicht ermöglicht.
Im
letzten Jahrzehnt ist viel für die nach DDR-Zeit notwendige bauliche Sanierung
dieses europäischen Kleinods geschehen; doch mehr wäre zur Wiederbelebung
erforderlich. Eine Wirtschaftsblüte, wie mit der Gründung des Deutschen
Reiches gab es nicht. Die Niederlassung weiterer exponierter Großindustrie in
und um Dresden, würde wahrscheinlich die einzige Alternative für den Zustand
in Dresden-Blasewitz bedeuten, das für sehr gut Situierte noch ein großes
Areal im einzigartigen Ambiente bereithält.
Kurt-Dieter
Prskawetz
Dresden,
den 23.01.2002
Artikel erschien in der
Februar 2002 (Nr. 16), S. 2
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