Dieter Prskawetz
Blasewitzer Schulgeschichte


Aufgeschrieben 1996 anlässlich des 120jährigen Jubiläums
der 63. Grund- und Mittelschule in Dresden-Blasewitz
und des 145. Jahrestages der Fertigstellung des ersten Schulhauses im Dorfe Blasewitz



Bodenfunde legen Zeugnis ab

Bildung und Erziehung erlebte dieses relativ kleine Terrain Dresdens dank der geographisch günstigen Lage im Elbtalkessel schon zur Zeit des Neolithikum und während der nachfolgenden Epochen. Den Blasewitzern wurde das spätestens durch regionale Bodenfunde im Zusammenhang mit der Entstehung der bis heute europaweit einzigartigen Villenkolonie bekannt, insbesondere aber seit einer Ausstellung im Mai 1912 in der Turnhalle der jetzigen 63. Grund- und Mittelschule an der Wägnerstraße.

Der Mai des Jahres 1912 wartete nämlich mit einem besonderen Bonbon in der Ortsgeschichte von Blasewitz auf. Der Grundbesitzerverein zu Blasewitz war 25 Jahre geworden. Im Rahmen der Festlichkeit stellte der Königliche Baurat und Blasewitzer Heimatforscher Karl Emil Scherz seine umfangreiche ortsgeschichtliche Privatsammlung vor. Die "Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse" - das Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Neustadt und auch für die Gemeinde Blasewitz - berichtete in der Nr.115 vom 19. Mai 1912 über ein seitdem in Blasewitz nie wiedergekehrtes Ereignis: die ortsgeschichtliche Ausstellung vom 16. bis 19. Mai 1912. In dem uns im Moment interessierenden Abschnitt hieß es da: "Am Eingang links werden wir in die vorchristliche Zeit versetzt. Die Urnen und Tränennäpfchen, die großbauchigen Gefäße, dahinter sogar eine Bukkelurne, teilweise mit Asche und Knochenresten gefüllt, alles wurde auf Blasewitzer Flur gefunden. Vieles davon ist sorbischen Ursprungs, vielleicht auch der Mahlstein, den man an der Emser Allee [heute Goetheallee] beim Ausschachten der Villa O. Schmitz gefunden hat ... Andere freilich weisen diesen Mahlstein der neolitischen Periode zu, und die Auffindung eines kleinen Steinhammers an derselben Stelle beweist, dass auch diese Meinung sich verfechten lässt." Wir wissen inzwischen längst von anderen Funden im Waldpark, am Käthe-Kollwitz-Ufer, an der Händelallee und am Schillerplatz, Tolkewitzer- / Ecke Hüblerstraße, wo beim Grundgraben Tongefäße, Getreidequetschsteine, Gräberfelder mit Urnen und vieles mehr dauerhafte Besiedlungen seit der Jungsteinzeit belegen. Zwar wurden keine didaktischen Lehr- und Lernmittel oder ähnlich Relevantes gefunden, doch haben wir die Einsicht, dass es Bildung und Erziehung vom Beginn der Menschheitsentwicklung an gegeben hatte. Wie sonst wären von Generation zu Generation Erfahrungen und Kulturgut über Jahrhunderte, sogar Jahrtausende weitervermittelt worden?




Dabei waren ohne jede zusätzliche Institution die direkte Lebensgemeinschaft der Heranwachsenden und deren Kulturgut die einzigen Bildungs- und Erziehungsträger. Ältere und Erfahrene der Horde, die Sippe, die Familienangehörigen und die Dorfgemeinschaft waren bemüht um Fortbestand und Identität im täglichen Leben, aber auch letztlich den meist harten Alltag z. B. durch Weitergabe des immer höher entwickelten ethnischen Kulturgutes zu verschönen und den Lebenssinn zu motivieren.



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