Werbung bei www.dresden-blasewitz.de 


Bis das Halali verklang

 Jagd im Blasewitzer Tännicht und an den Loschwitzer Hängen

Einst erstreckten sich östlich von Dresden, entsprechend der Bodenverhältnisse in der Auenlandschaft, die vormals von einem weiten Elbbett geprägt war, riesige Waldgebiete mit einer Vielfalt von Wild. Im früheren Wildbretladen in Loschwitz (heute Mini-Markt am Körnerplatz) bekommt man beim Betrachten der im Jugendstil gestalteten Fliesen (ähnlich Pfund Molkerei; Bautzner Straße) einen kleinen, aber wunderschön anmutenden Eindruck von dem, was hier vom Auerhahn bis Reh und Hirsch gejagt und letztlich auch noch von der königlichen Jagd zum Verkauf für das Volk angeboten wurde. Das Jagdprivileg besaßen die Landesherren. Fast alle Wettiner waren on der Jagdleidenschaft besessen. Über Wälder, Felder und Dörfer erklang das Halali der Jagdhörner.

Das ehemalige Forsthaus Blasewitz, Zeichnung von Otto SchneiderIn Loschwitz gibt es die Zwanzigerstraße. Hier wohnten früher zwanzig Jagdtreiber der Wettiner. Zum Beispiel trieben sie bei Wassertreibjagden des Hofes das Getier der großen Heide mit viel Lärm die Hänge hinab zur Elbe. Das verängstigte Wild stürzte sich in die Fluten, um den Verfolgern zu entkommen. Doch das nützte ihnen nichts. Hier warteten in Booten schon die Jäger mit ihren tödlichen Waffen und fuhren mit der erlegten Jagdbeute stromab zum Schloss.

Im Zusammenhang mit der Jagdleidenschaft der Wettiner erwarb Kurfürstin Magdalena Sybilla (1612-1687), Gemahlin von Johann Georg II., Kurfürst von Sachsen (1656-1680), faktisch die Großmutter August des Starken (1670-1733), im Jahre 1670 das Gut am Blasewitzer Dorfanger (ehemaliger Gasthof Blasewitz), das schon der Ritter Nikolaus Karasz 1350 (Karasstraße in Blasewitz) von Friedrich III., Markgraf von Meißen (1349-1381), zum Lehen erhalten hatte, als Jagdhaus und Wohnung für den Hegereiter (Förster). Schon immer führte hier entlang der Reitweg der Wettiner zu den östlich vom Schloss gelegenen Jagdgebieten: „Untergehege“, auch „Unteres Hasengehege“ auf Blasewitzer Flur, zum „Mittelgehege“ um Laubegast und „Obergehege“ um Kleinzschachwitz. Im Blasewitzer Tännicht wurde auch Hochwild gejagt, das durch die einst flache Elbe aus der Dresdner Heide hierher wechselte. Der Name „kleine Heide“ für das Blasewitzer Tännicht ist noch in alten Karten verzeichnet.

Das Wild richtete oft starken Schaden auf den Feldern an. Den Bauern war es jedoch von den Landesherren bei erheblicher Strafe verboten, deren Wild zu erlegen (Wilddieberei). Freilich bekamen auch die Blasewitzer Bauern die für so angerichtete Verluste von den Wettinern zum Beispiel das Saatgut wieder zurückerstattet, doch blieb der Mehrertrag vom Feld für sie aus, eine neben den Hochwasserverlusten bei den kargen Bodenverhältnissen hier weitere schmerzliche Einbuße.

Eine Flurkarte aus dem 16. Jahrhundert weist ein „unteres Hasengehege“ nahe dem Dorf Blasewitz aus. Es erinnert die Stelle an Hasentreibjagden im „Untergehege“. Zu solchen Jagden wurden vorher aus anderen Gebieten gefangene Hasen ausgesetzt. Die Anzahl der erlegten Tiere war, wenn man sie zur Strecke gebracht hatte, sehr ansehnlich. Zum Beispiel wurden zur Zeit des Kurfürsten Friedrich August II., bzw. König von Polen, August III. (1733-1763) allein am 30. Oktober 1750 am Blasewitzer Tännicht 2808 Stück Hasen geschossen.

Für den alten Gasthof, schon lange baufällig, war 1717 ein neues Gasthaus gebaut worden. Doch ließ der Kurfürst Friedrich August I., der Starke, bzw. August II., König von Polen (1694-1733) noch im selben Jahr dem Blasewitzer Förster vom Landbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) ein Forsthaus während des Zwingerbaus errichten. Die Forsthausstraße in Blasewitz erinnert daran. Der letzte Förster hier war August Thomas, der schließlich nach dem Zschachwitzer Revier versetzt wurde. Die zunehmend Starke Bebauung der Blasewitzer Flur ließ in dem jahrhundertealten Jagdgebiet 1876 das letzte Halali verklingen. 

Kurt-Dieter Prskawetz (d.prskawetz@dresden-blasewitz.de), 13. November 2002

 

Wenn Sie Fragen oder Anregungen zum Projekt „Blasewitz begreifen“ bzw. den BZ-Artikeln, die Bestandteil des Projektes sind, haben, können Sie Herrn Prskawetz per eMail unter d.prskawetz@dresden-blasewitz.de oder telefonisch unter 01803 684 306 930 (Anrufbeantworter/Fax; 9 Cent/min.) erreichen.

 

Bilderklärungen: 

Bild 1: Das ehemalige Forsthaus Blasewitz, Zeichnung von Otto Schneider
Quelle: Ortsgeschichtliche Sammlung Blasewitz und Umgegend von Karl Emil Scherz

 

Weitere Bilder zu diesem Thema: 

Unbekannter Meister: Hetzjagd auf der Elbe (mit Jägerhof), 1614, Gemälde

Unbekannter Meister: Hetzjagd auf der Elbe (mit Jägerhof), 1614, Gemälde
Quelle: Herbert Wotte "Jagd im Zwielicht. Von Jagdherren, Jägern und Wilderern", Verlag Neues Leben, Berlin 1983

 

 

 

 

 

 

© Blasewitz begreifen 1998-2005

hoch | Kontakt | Gästebuch | Impressum | Startseite